Person und künstlerische Tätigkeit von Jacques Bellange sind schwer zu fassen. Archivarisch nachweisbar stand er zwischen 1602 und 1617 im Dienst der Herzöge von Lothringen in Nancy, einem künstlerisch aufgeschlossenen, sowohl nach Italien als auch nach Frankreich orientierten Hof.
In dieser durch Feste und höfisches Zeremoniell hochgezüchteten Atmosphäre schuf Bellange ein umfangreiches Œuvre an Gemälden und Dekorationen, von dem sich jedoch nichts erhalten hat.
Zur künstlerischen Beurteilung dienen in erster Linie seine ca. 50 Radierungen, meist religiösen Themas, in deren Mittelpunkt die menschliche Figur in manieristisch übersteigerter Gestaltung und oft in mystischer Entrückung erscheint. Daher musste Bellanges ausschließlich dem europäischen Manierismus zugehöriges Werk ganz unterschiedliche Kritik erfahren: während Zeitgenossen und auch die des späteren 17. Jahrhunderts (Sandrart 1675) diese „Manier“ durchaus zu schätzen wussten und bewunderten, lehnten die klassisch orientierten Kunstkenner im 18. Jahrhundert (z.B. P. J. Mariette, Abecedario) Bellanges Darstellungen als von schlechtem Geschmack ab.
Durch die Zusammengehörigkeit mit dem radierten Werk ließ sich ein fester Kern von Zeichnungen als eigenhändig sichern, der jedoch von einem großen Umfeld zugeschriebener Blätter verunklärt wird.
