Vittore Carpaccio wurde um 1465 als Sohn eines Kürschners in Venedig geboren. Erstmals erwähnt wird er im Jahre 1472 im Testament seines Onkels Zuane Scarpazza, der als Mönch im Kloster S. Orsoiain Padua lebte, dann erneut 1486 in einem Dokument über Mietzahlungen seines Vaters. Der vermutlich in der zweiten Hälfte der 1480er Jahre entstandene „Salvator" in der Stanley Moss Collection in Riverdale, N. Y., zeigt noch den nachhaltigen Eindruck der Werke Antonello da Messinas und Giovanni Bellinis. Er gilt als das früheste Werk des Künstlers, signierte er das Gemälde doch noch mit der (später nicht mehr gebrauchten) venezianischen Namensform „Vetor Scarpazo". Bereits bei dem 1490 datierten Gemälde der Ankunft der Heiligen Ursula in Köln, dem frühesten Bild aus dem für die Scuola di S. Orsola bestimmten, heute in der Accademia in Venedig befindlichen Zyklus, verwendete Carpaccio die fortan gebrauchte latinisierte Namensform „Victor Carpatius". Die Vollendung des Ursula-Zyklus beschäftigte den Künstler bis zum Jahre 1500; zwischenzeitlich hatte er um 1494/95 die „Heilung des Besessenen" zu der Bilderserie für die Scuola di S. Giovanni Evangelista beigesteuert. Venezianische Bruderschaften beschäftigten Carpaccio und seine Werkstatt auch in den nachfolgenden Jahren mir der Ausschmückung ihrer Versammlungsorte: 1501/02 entstand der Georgszyklus für die Scuola degli Schiavoni, 1502–07 der Marienzyklus für die Scuola degli Albanesi. 1511 ist das erste Gemälde der Stephanuslegende datiert, das zu der Gemäldefolge für die Scuola des gleichnamigen Heiligen gehört.
Daneben war Carpaccio auch im Auftrag des venezianischen Staates tätig; so wurde er 1501/02 für die Lieferung eines Gemäldes für die „Sala dei Pregadi" im Dogenpalast bezahlt. 1507 beteiligte er sich unter der Leitung Giovanni Bellinis an der Lieferung von Gemälden für den verlorenen Zyklus mit Szenen aus dem Leben Papst Alexanders III. und Kaiser Friedrich Barbarossas für den Sitzungssaal des Großen Rates im Dogenpalast. Im Dezember 1508 gehörte Carpaccio zu den Künstlern, die aufgerufen wurden, Giorgiones Fresken am Fondaco dei Tedeschi zu begutachten. Am 15. August 1511 bezeichnete sich der Maler in einem Schreiben an den Markgrafen Francesco Gonzaga in Mantua selbst als „pittore di stato" und bot ihm gleichzeitig eine große Jerusalem-Ansicht an. Zwischen dem Beginn der 1510er und dem der 1520er Jahre fehlen urkundliche Nachrichten über den Künstler, wenn es auch signierte und datierte Werke aus diesem Zeitraum gibt. In den Jahren 1522/23 war Carpaccio mit der Ausführung von heute verlorenen Malereien im Palast des Patriarchen von Venedig bei S. Pietro di Castello beschäftigt. Für die Grabkapelle des Patriarchen Antonio Contarini schuf er in diesen Jahren auch eine - verlorene - Darstellung der Erscheinung des Auferstandenen vor den drei Frauen am Grabe. 1523 schließlich lieferte er bemalte Orgelflügel in den Dom von Capodistria (heute Koper).
Neben den reich ausgeschmückten, erzählenden Bildern für die Scuole lieferte Carpaccio auch zahlreiche Andachtsbilder für den privaten Gebrauch. Innerhalb des Œuvre gibt es eine nur geringe stilistische Entwicklung, was – im Verein mit der Verwendungvon Vorlagen unterschiedlicher Herkunft – die zeitliche Ansetzung nicht datierter Arbeiten erschwert. Hierzu trägt auch die häufige Wiederverwendung von Einzelmotiven bei, die Carpaccio vielfach in Zeichnungen erarbeitete und variierte.