Mit Cochin wenden wir uns der Buchillustration und damit einer Kunstgattung zu, die während des ganzen 17. und 18. Jahrhunderts eine bemerkenswerte Rolle spielte, in der Regierungszeit Ludwigs XV. und XVI. jedoch eine besondere Blüte erlebte.
Erwachendes Interesse eines breiteren Publikums für Bildungsgut jeglicher Art, seien es antike Autoren, zeitgenössische Literaten, Reiseberichte oder wissenschaftliche Abhandlungen, sowie eine hieraus resultierende Sammelleidenschaft für kostbare Bücher bildeten die Voraussetzung für eine eigenständige Entwicklung der illustrativen Zeichnung von hohem Anspruch. Luxuriös ausgestattete Prachtbände waren die Folge, in denen der Buchschmuck durchaus den Text in Vergessenheit geraten lassen konnte.
Wichtigster Vermittler zwischen dem Zeichner und dem nur in wenigen Fällen identischen Druckgraphiker war Philipp Le Bas. In seiner Kupferstichwerkstatt sorgten hervorragende Stecher für die gelungene graphische Umsetzung der Vorlagen und ebenso erhielten auch die Zeichner selbst hier ihre Ausbildung.
Bevor Cochin in die Werkstatt von Le Bas kam, hatte er von seinem Vater Nicolas bereits Anleitung im Zeichnen und Kupferstechen erfahren. 1739 wurde er zum Mitarbeiter der „Menus-Plaisirs“ ernannt, wobei ihm nicht allein die Organisation und Dekoration höfischer Feste, königlicher Vergnügungen sowie offizieller Staatsakte oblag, sondern er war auch verpflichtet, in Zeichnungen und Stichen diese Ergebnisse zu dokumentieren, um sie einem breiten Publikum zugänglich zu machen und der Nachwelt zu erhalten.
Enge Freundschaft mit dem Bruder der Madame de Pompadour, dem Marquis de Marigny (gemeinsame Italienreise 1749-51), verschaffte ihm einen gewissen Einfluss auf administrativem Gebiet, was ihn u. a. zur Veröffentlichung mehrerer kunsttheoretischer Traktate veranlasste.
Zur erwähnten Buchillustration leistete Cochin mit seinen zwar gelegentlich trockenen, aber qualitätvollen Zeichnungen einen bemerkenswerten Beitrag. Zu seinen wichtigsten Arbeiten gehören die Werke von Ariost, Bocaccio und Tasso.
Weniger bekannt, da sie nicht in Buchform verbreitet wurden, blieben seine Bibelillustrationen.