Dass die kunsthistorische Einschätzung des Zeichners, Architekten und Kupferstechers Legeay immer wieder zwischen hohem Lob und distanzierter Kritik schwankte, liegt an seiner Tätigkeit. Im Mittelpunkt der jeweiligen Diskussion stand weniger die persönliche Eigenart des Künstlers als die Frage, in welchem Verhältnis er zu dem zehn Jahre jüngeren Piranesi stand, dessen Anfänge in Rom er miterlebt hatte, und wie seine Position in der Geschichte des Neoklassizismus zu beurteilen sei.
Der große Preis der Pariser Académie d’Architecture 1732 brachte Legeay einen längeren Aufenthalt (1737-42) an der Académie de France ein, deren damaliger Direktor F. de Troy seine Leistungen schätzte. Piranesi vergleichbar, fühlte sich Legeay ebenso als Architekt wie als Graphiker und schuf 1739/40 seine ersten Blätter, die im Rahmen der damals üblichen Prachtpublikationen über Rom erschienen.
Diese Doppelbegabung wurde zeitlebens zu einem Konflikt zwischen architektonischer Phantasie und der Unmöglichkeit einer adäquaten Realisierung. Aus dieser Perspektive erschien Legeay für die einen höchst attraktiv, für die anderen bizarr und exzentrisch.
Sein Hauptwerk nach seiner Rückkehr nach Frankreich waren 1746-47 Entwürfe für die Berliner St. Hedwigskirche, die jedoch erst 1773 vollendet wurde.
1748 war Legeay als Architekt des Herzogs Christian II. von Mecklenburg-Schwerin tätig und wurde von dort König Friedrich II. nach Berlin zu Planungen für Potsdam und Sanssouci berufen. Beider Zerwürfnis setzte dem jedoch 1763 ein Ende.
Die folgenden Jahre verbrachte Legeay in England, ohne jedoch dort ansprechende Aufgaben zu finden. Bei seiner Rückkehr nach Frankreich erging es ihm nicht anders. Aus diesem Grund wohl, und auch um seine Anschauungen zu publizieren, schuf Legeay mehrere Stichfolgen: Fontane per laqua 1767, Rovine inventione 1768, Tombeaux 1768, Vasi 1768, die 1770 gesammelt unter dem Titel „Collection de divers sujets de Vases, Tombeaux, Ruines et Fontaines“ in Paris erschienen sind.