Mit dem Notnamen »Meister von Frankfurt« wird seit Heinrich Weizsäcker ein zwischen 1480 und 1525 in Antwerpen tätiger Künstler bezeichnet, dessen Identifikation trotz mehrfacher Versuche bis heute nicht gelungen ist. Der Maler erhielt seinen Namen nach zwei für Frankfurt bestimmten und bis heute dort bewahrten Triptychen, dem Sippen-Altar im Historischen Museum und dem Kreuzigungs-Triptychon im Städel. Haupt einer der produktivsten Antwerpener Werkstätten des beginnenden 16. Jahrhunderts, dürfte die Erfassung seiner Werke bis heute nicht vollständig abgeschlossen sein.
Neben den beiden namengebenden Altarbildern in Frankfurt sind zwei früher entstandene, heute im Museum voor Schone Künsten in Antwerpen befindliche Bilder des Malers für die Rekonstruktion seiner Vita wesentlich: Während das 1496 datierte Doppelbildnis des Malers mit seiner Frau sein Geburtsjahr 1460 überliefert, dokumentiert das »Schützenfest« seine Zugehörigkeit zur Antwerpener Malerzunft.
Der »Meister von Frankfurt« stellte sich wie kaum ein anderer Antwerpener Maler auf die sich verändernde Marktsituation seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts ein. Mit Hilfe von schablonenhaft eingesetzten Einzelmotiven wie Motivgruppen und mit standardisierten Brokatmustern vereinfachte seine Werkstatt die Bildherstellung bis hin zur »Massenproduktion«. Das Ergebnis war ein in der künstlerischen Qualität immer stärker abfallender »Werkstatt-Stil« anstelle eines »Individual-Stiles«. Hierin liegt auch die Ursache für die Schwierigkeiten, denen sich die Stilkritik mit den ab der Jahrhundertwende entstehenden Werken des »Meisters von Frankfurt« gegenübersieht.