Israel Silvestres Werk ist von der in Lothringen besonders ausgebildeten Tradition sozial typisierender und beschreibender Druckgraphik bestimmt. In seinen meist kleinformatigen und sehr fein gezeichneten Stichserien folgt er dem Vorbild seines älteren Landsmannes Jacques Callot. Im Gegensatz zu diesem aber stellt Silvestre die Wiedergabe von Topographie in den Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens, so dass uns durch sein umfangreiches gezeichnetes und gestochenes Œuvre eine reiche Dokumentation seiner Zeit, insbesondere im Hinblick auf die Bautätigkeit, überliefert ist.
Mehrere Reisen nach Italien und im eigenen Land, u. a. um neueroberte Gebiete aufzunehmen, ergänzen die verschiedenartigen Ansichten von Paris und seiner Umgebung, wo Silvestre seit 1659 lebte. Hier wurde er 1663 „Graveur du Roi“ und 1670 Mitglied der Académie Royale.
Neben seinen präzisen und gelegentlich trocken wirkenden Federaufzeichnungen, die als Stichvorlagen dienten, schuf Silvestre eine Anzahl von Aquarellen, die nicht immer graphisch umgesetzt wurden, sondern als eigenständige Arbeiten gedacht waren. In ihnen war er bemüht, über die Schilderung der Realität hinaus, zusätzlich durch die farbige Ausgestaltung ein spezifisches Stimmungsmoment zu erfassen.