Der aus einer venezianischen Künstierfamilie stammende Alvise Vivarini wurde um 1445/46 als Sohn des Antonio Vivarini geboren. In der väterlichen Werkstatt bzw. bei seinem Onkel Barrolomeo Vivarini erhielt er vermutlich auch seine künstlerische Ausbildung. Historisch wird Alvise erstmals 1457 und 1458 fassbar, als er in den Testamenten seiner Mutter erwähnt wird. Im Jahre 1476 wurde er als selbständiger Künstler in die Scuola della Carità in Venedig aufgenommen. Aus demselben Jahr stammt sein erstes erhaltenes und signiertes Werk, ein Polyptychon für das Franziskanerkloster in Montefiorentino in den Marken, heute in den Gallerie Nazionale delle Marche in Urbino.
Im Jahre 1488 bewarb er sich neben den Bellini um die prestigeträchtige Mitarbeit bei der Dekoration der Sala del Gran Consiglio im Dogenpalast. Die drei bei ihm in diesem Zusammenhang in Auftrag gegebenen Leinwandbilder waren bei seinem Tode allerdings immer noch unvollendet und fielen überdies einem Brand des Dogenpalastes im Jahre 1577 zum Opfer. Alvise Vivarini scheint gegen Ende seines Lebens von Krankheit gezeichnet gewesen zu sein; dies dürfte auch erklären, dass er verschuldet war, als er zwischen 1503 und 1505 starb.
Alvises Werke sind zunächst unübersehbar von der Auseinandersetzung mit den noch der spätgotischen Tradition verhafteten Arbeiten von Vater und Onkel gekennzeichnet, bald tritt aber vor allem der Einfluss Giovanni Bellinis hinzu. Seit den 1480er Jahren macht sich die Wirkung der Kunst Antonello da Messinas bemerkbar, dem Alvise insbesondere seine plastische Figurengestaltung mit großen, vereinheitlichten Oberflächen, die durch das Spiel von Licht und Schatten belebt werden, verdankt. In seinen späten Bildern werden die Figuren zunehmend von dynamischer Bewegung erfasst, der Ausdruck zuweilen dramatisch gesteigert, wodurch Alvise seine Vertrautheit mit den Entwicklungen seiner jüngeren Künstlerkollegen dokumentiert. Als Maler von repräsentativen Altartafeln, erzählenden Historienbildern, intimen Andachtsbildern und psychologisch überzeugenden Bildnissen deckte Alvise Vivarini die ganze Bandbreite der damaligen Bildproduktion in Venedig ab und belieferte neben venezianischen Auftraggebern auch erfolgreich solche im Nordosten Italiens.