Über das Werk
Sein glänzender, europaweiter Erfolg als Porträtmaler mag Anton van Dyck bewogen haben, zwischen etwa 1626 und 1635 eine Serie von Bildnisstichen und -radierungen herauszugeben, der im 18. Jahrhundert den Titel »Iconographia« gegeben wurde. Die »Ikonographie des Anton van Dyck« ist eine Galerie berühmter Männer seiner Zeit, von Fürsten und Feldherren, Diplomaten und Gelehrten, vor allem aber von Künstlern und Kunstkennern, deren Bild der Nachwelt zu überliefern van Dyck ein besonderes Anliegen war. Er nutzte Begegnungen mit diesen Persönlichkeiten, um ihre Gesichtszüge in Zeichnungen und Ölskizzen festzuhalten; nach diesen führten Druckgraphiker dann Kupferstiche und Radierungen aus, etwa siebzehn Blätter hat van Dyck zumindest teilweise selbst radiert.
Den flämischen Maler Hendrick van Steenwyck d. J. (um 1580 – vor 1650), der vor allem mit Gemälden von Architekturinnenräumen bekannt geworden ist, hat van Dyck wahrscheinlich in der ersten Hälfte der 1630er Jahre in London getroffen. Er zeichnet ihn als einen energischen, lebhaft und zugleich streng auf den Betrachter blickenden Mann, der als Ausweis seiner Tätigkeit auf ein Blatt in seiner Hand weist. Die Bildniszeichnung ist sehr sorgfältig in schwarzer Kreide ausgeführt; anschließend hat van Dyck mit grauer Pinsellavierung Helligkeiten und Dunkelheiten festgelegt und damit Körpervolumen und Raum entstehen lassen. Die Zeichnung ist auf der Rückseite mit roter Kreide eingerieben und dann von vorne mit einem Griffel durchgedrückt worden. Auf diese Weise hat sie der Kupferstecher Paulus Pontius (1603–1658) auf die Kupferplatte übertragen. Die Helligkeitswerte, die van Dyck so genau angibt, hat Pontius anschließend durch unterschiedlich dicht gestochene Schraffuren im Kupferstich wiedergegeben.
Johann Friedrich Städel, aus dessen kunsthistorisch umfassend angelegter Sammlung dieses Blatt stammt, wird es sowohl interessiert haben, eine so meisterhafte Zeichnung Anton van Dycks zu besitzen, als auch mit dieser zugleich über das Bildnis eines Malers zu verfügen.
Über die Erwerbung
Im März 1815 vermachte der Frankfurter Kaufmann und Bankier Johann Friedrich Städel sein gesamtes Vermögen und seine Kunstsammlung der nach ihm zu benennenden Stiftung „Städelsches Kunstinstitut“. Den Bürgern der Stadt widmete er seine Stiftung jedoch ideell: Es möge die Frankfurter Bürgerschaft „zieren und ihr nützlich werden“. Auf diese Weise begründete er als erste Bürger im deutschsprachigen Raum ein öffentliches Kunstmuseum – unser heutiges Städel Museum. Seine Sammlung umfasste bei seinem Tod 476 Gemälde, rund 4.600 Zeichnungen, knapp 10.000 Druckgrafiken und wertvolle Bücher.