Über das Werk
Jählings überfällt der Tod ein Liebespaar inmitten einer friedlichen, klassisch anmutenden Stadtarchitektur. Der dramatische Fluchtversuch der jungen Frau in heftiger Bewegung ist von italienischer Prägung; die albtraumhafte Drastik, mit der der Tod über seine Opfer herfällt, entspricht eher Traditionen des Nordens. Bemerkenswert ist dieses Blatt aber auch aus technischen Gründen. Erst drei Jahre zuvor, 1507, hatte der niederländische Holzschneider Jost de Negker den Hell-Dunkel-Holzschnitt erfunden (Clair-obscur oder auch Chiaroscuro). Indem man mehrere unterschiedlich eingefärbte „Holzstöcke“ (Druckplatten des Holzschnitts) in einer bestimmten Reihenfolge übereinander druckte, ließen sich bis dahin nicht gekannte malerische Wirkungen erzielen. Dieses Verfahren erforderte sehr genaue Planung und eine äußerst sorgfältige Ausführung. Der Augsburger Hans Burgkmair, dessen grafisches Werk fast ausschließlich aus Holzschnitten besteht, arbeitete schon 1508 mit der Hell-Dunkel-Technik. Für „Der Tod überfällt ein Liebespaar“ hatte Burgkmair selbst die Zeichnungen ausgeführt, Jost de Negker schnitt die Holzstocke.