Über das Werk
Die Komposition dieser Zeichnung wirkt in sich geschlossen, obwohl sie nur der linken Seite von Claudes "Landschaft mit der Anbetung des Goldenen Kalbes" entspricht, die er 1653 für Carlo Cardelli malte. Claude orientierte sich bei seinen Figuren – entsprechend dem imposanten Format des Gemäldes und dem biblischen Thema – an Raffael und hielt sich eng an dessen "Anbetung des Goldenen Kalbes" in den Loggien des Vatikans. Als seine Werke großformatiger und deren Themen anspruchsvoller wurden, nahm Claude sich die Arbeiten seiner früheren Kollegen aus dem Norden immer weniger zum Vorbild. Mit Beginn der 1640er-Jahre fand er zunehmend Anregungen bei Domenichino, Nicolas Poussin und Annibale Carracci, vor allem aber bei Raffael und dessen Schülern. Im vollendeten Gemälde für Cardelli ist die Gruppe der Anbetenden neu geordnet, der Altar nach links versetzt, und rechts ist eine Gruppe von Tänzern hinzugefügt. Auch die Landschaft des Gemäldes ist eine vollkommen andere. Die Gruppe in der Frankfurter Zeichnung versetzte Claude in eine Hirtenlandschaft, die mit der Wüste der biblischen Geschichte wenig gemein hat. Entsprechend seiner Gewohnheit, die Figuren eines Bildes mit der Landschaft eines anderen zu kombinieren, entnahm er den Hintergrund dieser Zeichnung einem Blatt im "Liber Veritatis" (MRD 460), das nach einer "Landschaft mit tanzendem Satyr" von 1641 kopiert ist. Die Frankfurter Zeichnung wirkt daher wie eine autonome Komposition, die direkt auf Raffaels Gemälde zurückgeht. Es ist nicht auszuschließen, dass sie für die frühen Stadien der Komposition eine Rolle spielte, doch ist es merkwürdig, dass der Hintergrund so wenig Interesse für den biblischen Text erkennen lässt.