Über das Werk
Die Vorführung des gegeißelten Jesus vor dem Volk entstand im Auftrag der Stifterfamilie, die unten in den Bildecken dargestellt war. Schon früh beschädigt und übermalt, wurden die heute sichtbaren Figurenreste erst vor wenigen Jahren wieder freigelegt. Der unterschiedliche Maßstab spiegelt die jeweilige Bedeutung. Die Kinder sind viel kleiner wiedergegeben als der Vater und einer der Söhne, der sich durch seine Tonsur als Mönch zu erkennen gibt. Diesem ist auch die Inschrift beigegeben, die auf Latein das Gebet der Stifter formuliert: Erlöse uns, Christus, Heiland.
Über die Erwerbung
Als das Gemälde während des Ersten Weltkrieges 1917 auf der Versteigerung der Privatsammlung des Berliners Richard von Kaufmann vom damals knapp 20 Jahre existierenden Städelschen Museums-Verein erworben wurde, befand es sich in einem sinnentstellenden Zustand der Übermalung: Der ursprünglich nur mit Lendentuch bekleidete Christus war mit einem bodenlangen Kleid verhüllt. Noch vor der Präsentation der Neuerwerbung in der Galerie wurde der Originalzustand wiederhergestellt. So führte die Ankunft des Bildes im Museum zu einer ersten Wiederentdeckung, die 1983 durchgeführte Röntgenuntersuchung brachte einen weiteren Fund zutage: Einst war im Vordergrund des Bildes eine Stifterfamilie dargestellt gewesen, die einer späteren Übermalung zum Opfer gefallen war. Die Darstellung Boschs komplettiert seit ihrer Ankunft im Städel die weltweit berühmte niederländische Abteilung im Städel Museum.