Über das Werk
Im Sommer 1935 zog sich Ernst Wilhelm Nay in das kleine Dorf Vietzkerstrand an der pommerschen Ostseeküste zurück. Dort setzte er die ein Jahr zuvor begonnene Reihe der Dünen- und Fischerbilder fort, zu denen auch diese Zeichnung zählt. Die Fischer sind als stilisierte, zweidimensionale Figuren dargestellt, nur in Umrissen und ohne Details. Einfach gezogene, einander überlappende Bögen bilden die Meereswellen. Im Rückblick beschrieb Nay 1958 den für ihn wegweisenden Charakter dieser Werkgruppe: „In diesen Bildern […] tauchte jener Komplex von Urformen in Verbindung mit Rhythmus und Dynamik auf, der dann das eigentliche formale Thema meiner Kunst im Ganzen werden sollte.“ [1]
[1] Ernst Wilhelm Nay: Aufzeichnungen, 1958, in: E. W. Nay. Retrospektive / A Retrospective, Ausst.-Kat., Josef-Haubrich-Kunsthalle Köln 1990/91, Kunsthalle Basel 1991, Scottish National Gallery of Modern Art Edinburgh 1991,
Köln 1990, S. 25–38, hier S. 29.
Über die Erwerbung
Der Frankfurter Chemiker und Industrielle Carl Hagemann (1867–1940) trug ab 1900 eine der wichtigsten Privatsammlungen moderner Kunst zusammen. Sie umfasste zahlreiche Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken, insbesondere von Künstlern der „Brücke“. Während des Zweiten Weltkriegs ermöglichte der damalige Städel-Direktor Ernst Holzinger den Erben des bei einem Unfall verstorbenen Carl Hagemann, die Sammlung gemeinsam mit dem Museumsbestand zu evakuieren. Zum Dank hierfür übereignete die Familie 1948 nahezu alle Papierarbeiten dem Städel Museum. Weitere Schenkungen und Dauerleihgaben, aber auch Ankäufe von Gemälden und Aquarellen aus dem Nachlass Hagemann halfen, die Verluste zu kompensieren, die das Museum 1937 im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ erlitten hatte. Die Sammlung Hagemann bildet heute den Kern der Expressionismus-Sammlung im Städel Museum.