Über das Werk
Was auf den ersten Blick wie ein selbstständiges Bild aussieht, war ursprünglich die Front eines „Cassone“. Solche Hochzeitstruhen dienten zur Aufnahme der Aussteuer wohlhabender Bürger - oder Patriziertöchter und waren deshalb häufig mit antiken oder mythologischen Tugendbeispielen geschmückt. Hier sind es Szenen aus der Geschichte der keuschen Lukretia, die sich nach der Vergewaltigung durch Tarquinius selbst tötete. Die seitlichen Personifikationen der Klugheit und wahrscheinlich der Stärke beziehen sich auf Lukretia – aber indirekt auch auf die Besitzerin des Cassone.
Über die Erwerbung
Die enge Verbindung zwischen dem Museum und der Familie des Sektfabrikanten Otto Henkell (1869-1929) und seiner Ehefrau Käthe geht auf die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts zurück. Damals beriet der Städel-Direktor Georg Swarzenski das Ehepaar beim Aufbau ihrer privaten Kunstsammlung. Die in Wiesbaden ansässige Familie Henkell lagerte Teile ihrer bedeutenden Sammlung mittelalterlicher bis moderner Kunst zum Schutz bereits während des Ersten Weltkrieges im Museume in; abermals dann 1943. In dankbarer Erinnerung schenkten die Erben diese wertvolle Cassone-Tafel.