Über das Werk
Der in langer Werkgenese seit 1919 entstandene Holzschnitt wurde vielfach als Bekenntnis der Künstlerin zur Politik Karl Liebknechts, des Mitbegründers des linksradikalen Spartakusbunds, missverstanden und in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg sogar als „Geburtsurkunde des sozialistischen Realismus“ interpretiert. Kollwitz stand Liebknechts Politik jedoch kritisch gegenüber. Sie schätzte sein Engagement gegen den Krieg, wollte dieses Blatt aber vordringlich als Darstellung eines existenziellen, überzeitlichen Moments gemeinschaftlicher Trauer verstanden wissen.
Über die Erwerbung
Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg begann der Frankfurter Kunstkenner und Bibliophile Helmut Goedeckemeyer (1898–1983) eine der größten Privatsammlungen zur Druckgrafik von Käthe Kollwitz aufzubauen. Ergänzend erwarb er französische und deutsche Grafik des ausgehenden 19. Jahrhunderts, illustrierte Bücher von Max Slevogt oder Alfred Kubin sowie Kleinplastik von unter anderem Aristide Maillol. Im Ganzen umfasste die Sammlung mehr als 5.000 Werke. Dem Städel Museum war Goedeckemeyer seit den 1920er-Jahren eng verbunden. Ab 1959 war er mit seiner Frau Hedwig Mitglied im Städelschen Museums-Verein. Die Stadt Frankfurt erwarb 1964 die Kollwitz-Sammlung für die Städtische Galerie. Schenkungen an die Graphische Sammlung ergänzte 1970 die Übergabe von Honoré Daumiers „Ratapoil“ (Inv.-Nr. St.P391).