Über das Werk
Die auf Kupfer gemalte Himmelfahrt Mariens zählt zu den ganz wenigen erhaltenen Frühwerken des Guido Reni, dem für die Entwicklung der Barockmalerei in Bologna und Rom eine zentrale Bedeutung zukommt und der unsere Vorstellung vom italienischen Barock bis heute ganz nachhaltig prägt. Nach seiner Ausbildung bei Denys Calvaert in Bologna trat Reni 1595 in die Akademie der Carracci ein. Sein Ausgangspunkt für diese feinsinnig durchdachte Komposition waren zwei große Altarbilder von Annibale und Agostino Carracci, die motivische Anregungen für die mit ausgebreiteten Armen auf dem Wolkenthron sitzende Maria und ihre Assistenzengel lieferten. Und doch ist Renis Auffassung des Themas grundverschieden, ja revolutionär neu. Das an der Hochrenaissance geschulte Pathos der dramatischen Auffahrt Mariens bei den Carracci übersetzt Reni in eine gänzlich andere Stimmung, in ein sanftes, von Sphärenklängen begleitetes Emporschweben voll poetischer Harmonie. So gewährt das kleinformatige Meisterwerk, dessen Provenienz sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, einen faszinierenden Einblick in einen historischen Moment von Renis Schaffen: Hier emanzipiert sich der Schüler zum Meister.