Über das Werk
Die schönen Seiten der Macht! So baut man gerne wieder, seit die für Mussolini entwickelten Konzepte der Neoklassizisten unter Italiens futuristischen Baumeistern nicht mehr in Misskredit stehen. Von ihnen ließ sich der fotografierende Maler Günther Förg faszinieren. Seinen Erkundungen der als faschistoid geschmähten Architektur setzt er das Innere eines Bauwerks aus der Spätphase des Expressionismus entgegen: Hans Poelzigs 1930 bezogenes IG-Farben-Haus in Frankfurt am Main, nach Hitlers Ende und dem Zusammenbruch der NS-Industrie Eisenhowers Hauptquartier, heute als Dependance der Goethe-Universität Ort des studentischen Aufbruchs. Nach oben strebt hier alles. Treppenhäuser mit breit angelegtem Anstieg, begrenzt von gegliedertem Mauerwerk mit mäanderndem Dekor, hohe Wand- und Fensterfronten sind in den Augen des Malers mit minimalistischen Baublöcken heutiger Architekten (O. M. Ungers, Max Dudler) verwandt. Am liebsten möchte Förg die Farben seiner Fenster- und Gitterbilder al fresco und en bloc mit breitflächigem Bürstenstrich als gemalte Lichtquellen direkt auf solchen Wänden anbringen, wie er es in Frankfurt auch schon 1991 zur Eröffnung von Hans Holleins MMK Museum für Moderne Kunst getan hat.