Über das Werk
Auf Meeres Schneide! Messerscharf trennt das Auge Meer und Himmel; über dem Gleichmaß der Wellen steht die Luft. Hinter der mehr als hundert Jahre alten Großbildkamera scheint Sugimotos Auge keinen Wimpernschlag riskieren zu wollen. Vom diesigen Morgen bis in die aufhellende Mondnacht starrte er mitunter 24 Stunden am Tag auf die Oberfläche des Wassers, als ob es geschlafen hätte, während er wachend auf die Schnittlinie zum nicht mehr Sichtbaren zielte. Über den Weltmeeren fixiert der Japaner den Stillstand von Zeit und Licht. Der „ZENtriker“ Sugimoto will sehen, was sich nie verändert hat und auf unabsehbare Zeit noch immer den gleichen Anblick bietet, während am Horizont die Erinnerung daran erlischt. Bei unterschiedlich lang geöffneter Blende erscheint die See (sei es die Ägäis, das Ionische oder das Schwarze Meer) als ewig ruhendes Element unter bleichem Himmel. Das stets konturenscharfe, auch in Unschärfen punktgenaue Schwarz-Weiß-Repertoire Sugimotos (Wachsfiguren, moderne Baukörper, Kinos mit leerer Leinwand, historische Kostüme und nachgestellte Gemäldeszenen) ist in den Seascapes auf den Minimalismus der geraden Linie reduziert. Weiter als bis ins Unendliche kann der Blick nicht reichen.