Über das Werk
Die Sequenz der Kontaktabzüge von Aufnahmen des aufgeschichteten Gerümpels unter der Brooklyn Bridge wirkt wie ein Krankheitsherd. Ein knappes Jahrzehnt nach Matta-Clarks Tod drehte Peter Greenaway den Film Der Bauch des Architekten als psychoanalytisch verrätselte Analogie zum körperlichen und sozialen Niedergang der Hauptfigur, die eine Ausstellung der Entwürfe des Revolutionsbaumeisters Étienne-Louis Boullée kuratiert. Dessen kugelförmiger Kenotaph für den Physiker Isaac Newton erscheint, bauchbezüglich, immer wieder als optisches Zitat. Auch bei Gordon Matta-Clark fällt eine verblüffende Übereinstimmung ins Auge. Bevor er 1978, im Alter von nur 35 Jahren, einem Krebsleiden erlag, nahm er operative Eingriffe in die zum Abriss verurteilte Architektur städtischer Häuser und Plätze vor. Motorsäge und Bohrer setzte er als chirurgische Instrumente für seine Cuttings durch Wände und Decken ein. Die Aktion unter der Brücke ist die dekonstruktive Vorwegnahme der konzeptuellen Einschnitte. Nach dem Abriss der Gebäude existieren diese zeitlich befristeten „Interventionen“ nur in der Fotografie.