Über das Werk
Die »Madonnenstudie« stammt aus der Sammlung des Institutstifters Johann Friedrich Städel (1728–1816), der mehrere Zeichnungen Parmigianinos besaß. Der italienische Maler, den Giorgio Vasari, der Künstlerbiograph der italienischen Renaissance, als den »Erben der Seele Raffaels« bezeichnet hat, genoss im 18. Jahrhundert eine hohe Wertschätzung. Das mag mit einer gewissen Nähe seiner manieristisch eleganten Kunst zur Leichtigkeit des Rokoko zusammenhängen, sicher aber auch mit der schon immer gerühmten Virtuosität Parmigianinos als Zeichner. Das feinnervige Medium der Zeichnung spielte in der Epoche von Aufklärung und Empfindsamkeit eine besondere Rolle.
In der Pinselzeichnung, die sich an einer leichten Skizze in schwarzer Kreide orientiert, setzte Parmigianino sich mit dem Vorbild Raffaels auseinander. Seine von ihrem Wolkenthron herabblickende Madonna, die das stehende Kind leicht im Arm hält, geht von Raffaels gleichfalls auf Wolken schwebender »Madonna di Foligno« (um 1511/12) aus. Die feste, ausgewogene Körperlichkeit, das ruhige Sitzen, wird in Parmigianinos Zeichnung zu einem in die Höhe strebenden Schweben umgewandelt. Die elegante Leichtigkeit wird durch die Zeichentechnik unterstrichen, die feine, transparent mit dem Pinsel angelegte Passagen zum hellen Ton des Papiers in Bezug setzt und aus dem Kontrast heraus wirksam ist. Es ist wahrscheinlich, dass dieses Blatt eine verhältnismäßig frühe Überlegung für eines der Hauptwerke Parmigianinos ist, die »Madonna mit Johannes dem Täufer und dem heiligen Hieronymus« von 1526/27 in der National Gallery in London, doch könnte es auch etwas später entstanden sein, nachdem der Künstler durch die Plünderung Roms 1527 gezwungen war, nach Bologna überzusiedeln.
Über die Erwerbung
Im März 1815 vermachte der Frankfurter Kaufmann und Bankier Johann Friedrich Städel sein gesamtes Vermögen und seine Kunstsammlung der nach ihm zu benennenden Stiftung „Städelsches Kunstinstitut“. Den Bürgern der Stadt widmete er seine Stiftung jedoch ideell: Es möge die Frankfurter Bürgerschaft „zieren und ihr nützlich werden“. Auf diese Weise begründete er als erste Bürger im deutschsprachigen Raum ein öffentliches Kunstmuseum – unser heutiges Städel Museum. Seine Sammlung umfasste bei seinem Tod 476 Gemälde, rund 4.600 Zeichnungen, knapp 10.000 Druckgrafiken und wertvolle Bücher.