Über das Werk
Zusammen mit Tizian und Veronese prägte Tintoretto die venezianische Malerei des 16. Jahrhunderts. Ihnen gemeinsam war der Gebrauch der Farbe als bildbestimmendes Mittel. Dem insbesondere von Giorgio Vasari bevorzugten disegno - der vergeistigten Zeichnung, die Kompositionen aus Linien und Umrißen enstehen ließ -, stellten sie das Ideal des colore in all seiner Materialität gegenüber- Einen sichtbaren, ebenso lockeren wie pastosen, nuancenreichen Farbauftrag wählte Tintoretto, dessen sprechender Name "das Färberlein" sich vielleicht nicht nur auf den Beruf seines Vaters bezog, auch für diese alttestamentliche Historie. Moses, tiefrot gekleidet, lässt Wasser aus einem Fels fließen (4. Mose 20, 13). In ihrem Verlangen nach Wasser stehen die plastisch durchgebildeten Vordergrundfiguren exemplarisch für die das von der Wüstenwanderung erschöpfte, mit seinem Schicksal hadernde Volk Israel. Die Datierung des Bildes ist umstritten. Kompositorisch ähnelt es dem wesentlich breiteren Speisungswunder (Metropolitan Museum of Art, New York), ein Zusammenhang, der die Deutung der Szene als typologische Vorausdeutung auf Christus als die lebende Quelle verstärkt.