Über das Werk
Als im April 1872 die Lavamassen aus dem Krater des Vesuvs schossen, fotografierte Giorgio Sommer das seltene Naturschauspiel im Halbstundentakt aus sicherer Entfernung von einem im Golf von Neapel ankernden Boot aus. So erstellte er eine Serie von Momentaufnahmen, die die Ausbreitung der vulkanischen Emission veranschaulichen. Die kilometerhohe Eruptionssäule lässt den Betrachter vor der Allmacht der Naturkräfte erschauern. Die Fotografien stießen nicht nur bei Touristen auf großes Interesse. In der Leipziger Illustrierten Zeitung wurden sie als Holzschnitte reproduziert, sodass sie als Vorläufer der später aufkommenden Reportagefotografie gelten können. Anders als die vergleichsweise
nüchtern anmutende Vorlage wurden die druckgrafischen Reproduktionen emotional als Landschaftsvedute aufgeladen: Den Vordergrund nimmt der Golf mit der Stadt Neapel ein. Darüber thront der feuerspeiende Berg wie ein mächtiges Mahnzeichen.