Über die Erwerbung
Neapel erlangte nicht nur wegen der reizvollen Küstengegend und des bedrohlichen Vesuvs, sondern auch wegen seiner Bräuche und Traditionen große Popularität bei Italienreisenden. Vor allem ab den 1880er-Jahren brachten in Italien ansässige Fotografen vermehrt Personenstudien in Umlauf, die das Klischee von der armen, aber unbekümmerten Bevölkerung Süditaliens prägten und beständig befeuerten. Der ursprünglich aus Frankfurt stammende Giorgio Sommer formte mit seinem Blick von außen auf die italienische Kultur die Sehgewohnheiten der Touristen. In einer Serie hielt er teils arrangierte Straßenszenen wie diese des Pallonetto di Santa Lucia fest. „Hier entfaltet sich das Familienleben des neapolitanischen Volkes in der ungenirtesten Weise“, ist im Baedeker-Band Unter-Italien und Sicilien von 1876 über das Viertel ebenfalls in stereotypisierender Manier zu lesen. Für den in der Aufnahme eingefangenen Moment wurde das rege Treiben auf den Treppenstufen nachgestellt: Zwischen den zum Trocknen aufgehängten Wäschestücken posieren zahlreiche Bewohner für die Kamera des Fotografen.