Über das Werk
Passanten spielen eine Rolle! Aus angemessener Entfernung zoomt die Kamera des Schweizer Fotografen Personen, die davon nichts wissen, aus der Menge heraus. Gedankenverloren verlassen sie die New Yorker Metro an der Station Astor Place – der Mann im mausgrauen Blouson, die Frau mit ihrem Broteinkauf, die Passantin mit einer Horrorstory von Stephen King unter dem Arm. Beat Streuli findet die Besetzung für seine Short Cuts, die sich inzwischen zu einer Enzyklopädie individuell erzählter Weltgesichter verdichtet haben, in Athen und Tokio, Bangkok und Kapstadt, Sydney und Jerusalem. Stadtmenschen bei Streuli treten allesamt auf wie bei Peter Handke, der sie stumm durch sein Stück laufen ließ: Die Stunde da wir nichts voneinander wussten. Das hat 1992 zuerst Claus Peymann in Wien, 1993 Jürgen Gosch in Bochum, 1994 Luc Bondy in Berlin angeregt, die Position des Beobachters Handke am Rand einer südlichen Piazza zu teilen und Dutzende von Figuren in eigentümlich individuellen Haltungen, nichts voneinander wissend, den Platz kreuzen zu lassen. In Robert Altmans Spielfilm Short Cuts wirken die Personen authentisch, bei Beat Streuli sind sie es.