Über das Werk
Erotik, Dominanz, Unterwerfung und offensichtliches zur Schau stellen liegen in den Fotografien Nobuyoshi Arakis nah beieinander. Unverhohlen und teilweise verstörend zeigen sie Nacktheit, Körperlichkeit und (männliche) Begierden, weswegen sie nicht nur in seinem Heimatland Japan immer wieder der Zensur unterliegen. Dabei haben pornographische Blätter in der Kunst weltweit Tradition: von expliziten Wandmalereien in Pompeji und Stichen der Renaissance bis zu den japanischen Shunga-Holzschnitten (wörtlich: Frühlingsbild) – erotische Drucke des 17. bis 19. Jahrhunderts.
Der Begriff Kinbaku bezeichnet das Fesseln (vorwiegend) nackter Frauen mit Seilen – eine rituelle Handlung, die den Körper ruhigstellt und zum sexuellen Objekt erklärt. Araki bedient sich dieser traditionellen japanischen Kunstform und rekontextualisiert sie in einem völlig anderen ästhetischen wie kulturellen Bezugssystem – der westlichen Kunstgeschichte. Durch diese Kontextverschiebung vermengen sich außereuropäische Tradition und eurozentrischer Exotismus.