Über das Werk
Die Leinwand als Spiegel der Wirklichkeit. Eine der in der Malerei immer wiederkehrenden, großen Metaphern. In der Arbeit Pale Mirror greift Sean Scully sie bereits im Titel auf und beweist ihre Gültigkeit auch für die gegenstandslose Malerei. Denn die blassfarbenen Balken, deren geometrische Form und Anordnung zunächst vollkommen abstrakt wirkt, sind nicht nur Ausdruck einer intellektuellen Strenge, wie sie etwa bei Piet Mondrian zu finden ist. Die unterschiedlich ausgeführten Rechtecke, deren Oberfläche mal glatt und mal rau ist, deren Ränder nicht nur hart, sondern auch sanft, mit großen Pinselstrichen gezogen sind und hinter denen sich ein schwarzer Grund zu verbergen scheint, transportieren eine besondere Form der Sinnlichkeit. Die daraus resultierende Gegenüberstellung minimalistischer Elemente und emotionaler Malerei setzt eine Spannung frei, die der Künstler in einem malerischen Balanceakt austariert - ein Plädoyer für eine Wirklichkeit, die nur in fragilen Zwischenräumen zu finden ist.