Über das Werk
Aus dem Dunkel leuchten Marias Hände hervor, die sie in ohnmächtiger Trauer um ihren toten Sohn vors Gesicht geschlagen hat. Dramatisch inszeniert der Münchner Malerfürst Franz von Stuck das traditionelle Pietà-Motiv. Anhand der isolierten, senkrecht zueinandergestellten Figuren kontrastiert er Leben und Tod. Der nackte Leichnam Christi wirkt viel plastischer und realer als die verhüllte, schemenhafte Maria, die vor Schmerz zu vergehen scheint. Das christliche Thema ist hier offenbar nur Anlass für die malerische Auseinandersetzung mit existenziellen Empfindungen wie Leid und Trauer.
Über die Erwerbung
Am 4. Juli 1905 verstarb der Wormser Kaufmann Ludwig Josef Pfungst. Der kinderlose Junggeselle setzte die Stadt Frankfurt als Universalerbin seiner Kunstsammlung wie seines sich auf etwa 1 Million Mark belaufenden Vermögens ein. Dessen Zinsen sollten seinem Wunsche nach zum Erwerb von Gegenwartskunst dienen. Nicht zuletzt dieses Testament führte zur Gründung der Städtischen Galerie, die sich seit 1907 im Städelschen Kunstinstitut befindet. Die bis heute bestehende Pfungst-Stiftung fördert aktuell überwiegend Ankäufe moderner Kunst für die Graphische Sammlung.