Über das Werk
Vertraut und innig wie ein Liebespaar sind Maria und Christus einander zugewandt. Am Fuße des Kreuzes beugt sich die Mutter zu ihrem Sohn hinab, dessen halb aufgerichteter Körper noch zu leben scheint. Ihre jungen Gesichter, die durch sich berührende Strahlenkränze zu einer Einheit verschmelzen, sind voller Trauer und Schmerz. Moreau entlockt dem traditionellen Motiv einen neuen, träumerischen Klang. Die durch ihre erdigen Töne altmeisterlich wirkende Darstellung, im kleinen Format eines Andachtsbildes gehalten, ist von einer tiefen Religiosität durchdrungen. Ihre weltferne, vergeistigte Atmosphäre weist Moreau als Vorläufer der Symbolisten aus.
Über die Erwerbung
Vermutlich ist der im Inventarbuch überlieferte Stifter dieses Bildes – Leopold B. H. Goldschmidt, Paris – identisch mit Leopold Benedikt Hayum Goldschmidt. Dieser war der Sohn von Benedikt Hayum Goldschmidt (1798-1873), der im 19. Jahrhundert in Frankfurt das Bankhaus B. H. Goldschmidt gründete. Wann genau Goldschmidt nach Paris übersiedelte, ist nicht bekannt – vielleicht nach der preußischen Eroberung Frankfurts 1866. Seine Töchter jedenfalls heirateten ab 1879 französische Adlige. Goldschmidt selbst ist noch Jahre später als Mitglied im Städelschen Museums-Verein verzeichnet.