Über das Werk
Aufgrund ihrer Unbeweglichkeit waren Skulpturen dankbare Motive für Fotografen. Dennoch war jede Aufnahme mit vielen Herausforderungen verbunden: Um die Plastizität der dreidimensionalen Werke optimal einzufangen, musste die Beleuchtung akribisch berechnet werden. Denn je nach Oberflächenstruktur entstanden unterschiedliche Lichtspiegelungen, die es zu vermeiden galt. Bei Michelangelos berühmtem Moses vom Juliusgrabmal in Rom konzentrierte sich Adolphe Braun auf den Oberkörper. Der unbestimmte dunkle Hintergrund lässt die Silhouette und die plastischen Formen des weißen Marmors besonders zur Geltung kommen. Um die hinter der Skulptur befindliche Nische
vergessen zu machen, trug der Fotograf eine schwärzende Asphaltlösung im Negativ auf. Zusätzlich zog er im Negativ vereinzelte Partien, etwa das linke Auge des Propheten und die Bartspitze, zur Verstärkung der Kontraste mit grauer Tinte nach.