Über das Werk
Wie ein Tagebuch begleiten die Selbstbildnisse Kolles seinen kurzen künstlerischen Werdegang. Meist posiert er im Jackett, selten in der Rolle des Malers, zuweilen als Boxer oder im Jagdkostüm. Im vorletzten Selbstporträt stellt er sich verletzlich und melancholisch dar, als magere Gestalt mit dunklen Augenhöhlen. Das Rot des Einstecktuchs, das ebenso wie die Lippen innerhalb der reduzierten Farbigkeit hervortritt, könnte als Verweis auf seine Herzkrankheit und die Endlichkeit seines Schaffens gelesen werden.
Über die Erwerbung
Der Kunstkritiker, Händler und Sammler Wilhelm Uhde war neben Daniel-Henry Kahnweiler eine Mittlerfigur zwischen Paris und Deutschland. Er engagierte sich für Pablo Picasso, Georges Braque und Henri Rousseau. Zu Max Beckmann hatte er Kontakt, als dieser von 1929 bis 1932 zeitweilig in Paris lebte. Wilhelm Uhde schenkte 1932 dem Städel Museum ein Gemälde von Helmut Kolle, das von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten ebenfalls auf Uhdes Initiative drei weitere Gemälde Kolles in die Sammlung des Städel Museums. Uhde versuchte, seinen Lebenspartner im künstlerischen Diskurs zu positionieren: durch Ausstellungen in Galerien, mit seiner Biografie über ihn und durch Schenkungen an Museen.