Über das Werk
Das mit Bleistift und Feder bezeichnete Skizzenbuch zeugt von der intensiven Auseinandersetzung des 29-jährigen Wilhelm Wach mit den Miniaturen des mittelalterlichen Codex Manesse während der letzten Monate seines Parisaufenthalts 1817. Zudem gibt es Einblicke in die ersten Monate seiner im Anschluss angetretenen, bis 1819 andauernden Zeit in Italien.
Auf dem Großteil der Seiten in der ersten Hälfte des Buchs legte Wach Zeichnungen nach rund 40 der insgesamt 138 ganzseitigen Miniaturen des seinerzeit in der Pariser Bibliothèque nationale befindlichen Codex Manesse an. Die ca. 1300 bis 1340 entstandene, umfangreichste überlieferte Sammlung mittelhochdeutscher Lied- und Spruchdichtung erregte als herausragendes Denkmal der deutschen Lyrik und Buchmalerei des Mittelalters zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Zuge der zunehmenden Beschäftigung mit der nationalen Vergangenheit die Aufmerksamkeit des Fach- und interessierten Laienpublikums. Wach gab die ausgewählten Miniaturen nicht in ihrer Gesamtheit wieder, sondern zeichnete vereinzelt größere Ausschnitte oder Figurengruppen, in aller Regel aber aus dem erzählerischen Kontext gänzlich gelöste Einzelfiguren sowie Darstellungsdetails nach. Hierbei beschränkte er sich nicht auf die Protagonisten – die in idealisierter Form gezeigten Sänger bzw. in ihren Strophen besungene Gestalten – sowie auf die Sänger charakterisierende Details wie Wappen und Wappenhelme, sondern nahm auch für die Kompositionen der Miniaturen weniger zentrale Begleitfiguren und Alltagsgegenstände wie etwa Spielbretter oder Sättel auf.
Seine mit Bleistift angelegten und gelegentlich mit der Feder in Grau oder Dunkelbraun sorgsam übergangenen Nachzeichnungen fertigte Wach im Wesentlichen unter kostüm- und kulturkundlichen Gesichtspunkten an, wie auch seine Notizen belegen: Nicht nur versah er zahlreiche Nachzeichnungen mit teils ausführlichen, auf die Beschaffenheit und Farbigkeit der wiedergebenden Kleidungsstücke bezogenen Anmerkungen, auch hielt er bisweilen bei der Betrachtung der Miniaturen angestellte Beobachtungen zu Bekleidung, Gegenständen und Verhaltensweisen fest, die er offenbar als beispielhaft für die mittelalterliche Welt und daher als bemerkenswert erachtete.
In der zweiten Hälfte des Skizzenbuchs finden sich Zeichnungen, die Wach 1817 und 1818 zu Beginn seines Stipendienaufenthalts in Italien anlegte. Wie auch in den anderen beiden im Städel Museum aufbewahrten, gänzlich in Italien bezeichneten Skizzenbüchern Wachs (Inv. 16297 und 16298) nahm er einerseits mit Bleistift rasch skizzierte Ansichten von gesehenen Städten, Gebäuden oder Architekturteilen auf, andererseits Einzelfiguren oder Figurengruppen, die er nach vorrangig in Kirchen betrachteten Kunstwerken zeichnete. Anders als in den anderen beiden Skizzenbüchern notierte er im vorliegenden Buch jedoch äußerst selten, wo seine Zeichnungen entstanden, was die Identifizierung der dargestellten Architekturen und Kunstwerke erschwert. Aus den vereinzelten Bezeichnungen lässt sich lediglich auf einen Aufenthalt in Rom und ggf. Lucca schließen.
Das Skizzenbuch wurde auf den Rectoseiten später wahrscheinlich von fremder Hand mit der Feder in Schwarz foliiert (vgl. auch den Vermerk auf dem vorderen Spiegel: „63 Blatt.“), wobei die insgesamt sieben, wohl noch von Wach ausgeschnittenen bzw. ausgerissenen Blätter nicht mitgezählt wurden. Von einer weiteren Hand scheinen die ebenfalls auf dem vorderen Spiegel mit Bleistift vorgenommene Nummerierung des Buchs „I“ und zwei Datumsangaben sowie vereinzelte Notizen auf Seiten im Buch zu stammen, die auf einer vergleichenden Betrachtung aller drei im Städel Museum befindlichen Skizzenbücher Wachs beruhen dürften.
Für eine vollständige Beschreibung des Skizzenbuches siehe unter "Forschung".