Über das Werk
In den Zeichnungen der 1930er Jahre zeigt sich deutlich Kirchners ‚Spätstil‘. Der schnelle Duktus eher kantiger, expressiver Linien, der noch das Pastell Tanzpaar von 1914 geprägt hatte, weicht einer flächigeren Formauffassung und geschlossenen Linienschwüngen. Die zirkuläre Drehbewegung der Tänzerin übertrug Kirchner in parallel verlaufende und sich überschneidende Kurven, die mehrere aufeinanderfolgende Einzelbewegungen zusammenfassen. Die Linie war ihm „Zeichen der Bewegung“ [1].
[1] Ernst Ludwig Kirchner, zit. n. Gerd Presler: Ernst Ludwig Kirchner - Die Skizzenbücher. "Ekstase des ersten Sehens". Monographie und Werkverzeichnis, Karlsruhe, Davos 1996, S. 415, Skb 156.
Über die Erwerbung
Der Frankfurter Chemiker und Industrielle Carl Hagemann (1867–1940) trug ab 1900 eine der wichtigsten Privatsammlungen moderner Kunst zusammen. Sie umfasste zahlreiche Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken, insbesondere von Künstlern der „Brücke“. Während des Zweiten Weltkriegs ermöglichte der damalige Städel-Direktor Ernst Holzinger den Erben des bei einem Unfall verstorbenen Carl Hagemann, die Sammlung gemeinsam mit dem Museumsbestand zu evakuieren. Zum Dank hierfür übereignete die Familie 1948 nahezu alle Papierarbeiten dem Städel Museum. Weitere Schenkungen und Dauerleihgaben, aber auch Ankäufe von Gemälden und Aquarellen aus dem Nachlass Hagemann halfen, die Verluste zu kompensieren, die das Museum 1937 im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ erlitten hatte. Die Sammlung Hagemann bildet heute den Kern der Expressionismus-Sammlung im Städel Museum.