Über das Werk
Im Atemholen stecken für Vito Acconci mehr als zweierlei Gnaden. Das Einholen und Ausströmen der Luft, wie es von Goethe als Lebensmerkmal gepriesen wurde, verhilft dem Akteur aus der Bronx zu Definitionen einer körperbezogenen, durch Atemtechnik erspürten Architektur. Auch Acconci betätigte sich schreibend als Poet, bevor er Architektur wie einen Körper zu bearbeiten begann. Die Three Frame Studies aus den Jahren 1969/70, ergänzt um den skizzierten Radius des körperlichen Bewegungsfeldes, beschreiben die Besitzergreifung des umrahmten Raumes durch Body Art: Die rasche Umrundung der fixierten Kamera („Circle“), die sprungartige Landung in unbelebter Landschaft („Jumps“) und ringende Körper beim Versuch, sich aus der Bildmitte über die Rahmenlinien zu drängen („Push“), dienen der Abmessung. Der Künstler trifft Maßnahmen zur Belebung des funktionellen Raums. Die 50 Meter lange und 20 Meter breite Metallmuschel, die er 2003 für die Kulturhauptstadt Graz als Insel in die Mur legen ließ, ist ein Performancegehäuse für 350 Besucher. Im Strömungsbereich unter dem kleinen Amphitheater pulsiert der Fluss als Schlagader des barocken Stadtkörpers.