Über das Werk
Eiskristalle lösen sich in Per Kirkebys Gemälde vom Bildgrund, sedimentierte Moose, Flechten und Gestein changieren grün, braun und lila – soweit die Assoziation. Die Farbstrukturen sind abstrakt, evozieren aber Organisches. Der dänische Künstler und promovierte Geologe möchte Strukturen sichtbar machen, die den flüchtigen Phänomenen der Wirklichkeit zugrunde liegen. Vergleichbar dem Grundgedanken strukturalistischer Theorie, geht es um die Beziehung der Dinge zueinander, der Sinn des Gesamtgefüges weist demnach über denjenigen der Einzelelemente hinaus. „Der strukturale Mensch nimmt das Gegebene, zerlegt es, setzt es wieder zusammen“, hat Roland Barthes 1966 in seinem Essay „Die strukturalistische Tätigkeit“ geschrieben.
Die menhirartige Skulptur Tor II erinnert hingegen an ein Fundstück aus einer anderen Welt oder einen Meteoriten aus einer unbekannten Galaxie. Verkrustete Erde, alte Baumrinde – wiederum Organisches – scheinen sich an der Oberfläche abgelagert zu haben. Die zerklüftete „Haut“ der monumentalen Plastik verweist zudem auf Auguste Rodin – denkt man an dessen Galatea (1889), die zum Leben erwachende, sich gerade aus dem Stein schälende Statue, so wirkt Kirkebys Brocken wie eine Vorstufe dazu. Die Verheißung von Leben spielt er gegen hermetische Verschlossenheit aus. Die schwere, unfertig anmutende Bronze bewahrt ein Geheimnis, ein Tor, welches den imaginären Zutritt in eine andere Welt verspricht, diesen letztlich aber verweigert.