Über das Werk
Das Ende der Liebe! Bevor er, ähnlich wie der Filmregisseur Nagisa Ōshima mit den tödlich ausgelebten Liebesekstasen Im Reich der Sinne (1976), durch seine Bondage-Fotos des verschnürten, gefesselten weiblichen Körpers in aller Welt Aufsehen erregte, begleitete Nobuyoshi Araki mit der Kamera seine Frau Yoko in den Tod. Blumen, besonders Orchideen mit ihrem blühend ersterbenden Trieb, haben die Reise vom Hochzeitstag des Paares bis ins Todesjahr 1991 bedeutsam ausgeschmückt. Sie welken entlang einer Wegstrecke, die Araki in seinem berühmten Fotoband Sentimental Journey mit ähnlich schmerzlicher Obsession beschrieben hat wie der Maler Ferdinand Hodler die Auszehrung des Lebens seiner Gefährtin Valentine Godé-Darel durch den Krebs. Verdorrt, im Nahbereich des trauernden Fotografen, beklagen Arakis Blumen den Verlust – Laments: From Close-Range. Sein „Foto-Ich“ wendet sich anschließend ganz der Körperkunst zu: In realistischen Bildern, die keinen Unterschied kennen zwischen sexueller Leidenschaft und kunstvoll erotischer Aktion, gelangt Araki zur Analogie von Fesselung und Umarmung. Der Zensur kommt er durch Übermalungen heikler Details zuvor.