Über das Werk
David Claerbout macht in seinem Werk die Grenzen zwischen Fotografie und Film durchlässig, indem er ihre medialen Wesensmerkmale neu interpretiert. In seinem dynamisierten Fotos und seinen statischen Filmen beschäftigt sich der Künstler mit dem Aspekt der Zeitlichkeit, dem sich beide Medien in unterschiedlicher Weise nähern. Die Serie Venice Lightbox zeigt in Leuchtkästen verschiedene, im Zwielicht der Morgen oder Abenddämmerung überlang belichtete Fotografien aus Venedig. Im dunklen Raum wird das hinterleuchtete, schwarze Dia erst nach längerer Betrachtung langsam sichtbar und kann, analog zur Entwicklung eines Foto-Abzuges in der Dunkelkammer, erst durch die Komponente Zeit vollständig erfasst werden. Die Rezeptionszeit bis die Retina des Betrachters sich an das schwache Licht gewöhnt hat entspricht damit der Herstellungszeit der Fotografie, die sich durch Belichtung langsam auf dem Fotopapier herausgebildet hat. Das unbewegte Bild gewinnt an erzählerischer Dynamik. Dabei geht es dem Künstler um die Wahrnehmung von Wirklichkeit, die dem Betrachter die Wirklichkeit der Wahrnehmung offenbart.