Über das Werk
Unter den rund 120 im Städel Museum aufbewahrten Skizzenbüchern nehmen die acht Büchlein von Adolf Schreyer eine Sonderstellung ein (Inv. SG 3080 bis SG 3087). Anders als die anderen in der Sammlung vertretenen Künstler, die ihre Bücher auf Reisen und Wanderungen oder im Atelier nutzten, um Gesehenes festzuhalten und Kompositionen vorzubereiten, verwendete Schreyer seine Bücher als Verkaufs- und Werkverzeichnisse. Er vermerkte in ihnen die Eckdaten zu abgeschlossenen Geschäften und dokumentierte zur persönlichen Übersicht eigene Werke, die er an verschiedene Kunsthändler übermitteltet hatte.
In sieben der acht Bücher nahm Schreyer in den 1860er und 1870er Jahren jeweils ausschließlich jene Werke auf, die sich zum Verkauf bei einem bestimmten Kunsthändler befanden. Er wiederholte dafür die eigenen Kompositionen skizzenhaft und notierte knapp die zugehörigen Werk- und Verkaufsinformationen. Neben seinen Arbeiten für den in Paris tätigen Händler Tedesco, denen dieses Buch vorbehalten ist, gibt es solche Verzeichnisse für die ebenfalls in Paris ansässigen Händler Goupil & Cie (SG 3081) und François Petit (SG 3085), den in London arbeitenden Ernest Gambart (SG 3080), den Berliner Rudolph Lepke (SG 3082), das Bostoner Gespann Williams & Everett (SG 3085) und die New Yorker William Schaus (SG 3083) und Samuel Putman Avery (SG 3086). Entsprechend der Spezialisierung Schreyers auf Darstellungen von Pferden und Reitern in vor allem osteuropäischen und nordafrikanischen Landschaften zeigen auch die in den sieben Büchern skizzierten Kompositionen ausnahmslos Reiter ‒ Kosaken, Walachen, Araber u.a. ‒ auf Pferden oder in von Pferden gezogenen Schlitten und Wägen.
In einem achten Buch listete Schreyer mehr als 600 Werke auf, die er in einem Zeitraum von nahezu vier Jahrzehnten an Privatpersonen, Kunstvereine und verschiedene Galeristen, darunter auch die meisten der oben genannten Kunsthändler, verkaufte (SG 3087). Zwar fertigte er von den Werken, die er in dieses umfassende Verkaufsbuch aufnahm, keine Skizzen an, doch verraten die notierten Titel, dass es sich ebenfalls überwiegend um Reiterdarstellungen handelte.
Das Verkaufsbuch mit den Gemälden an Tedesco nutzte Schreyer zwischen 1867 und 1874. Obgleich das umfassende Verkaufsbuch (SG 3087) zeigt, dass Tedesco einer der engsten Geschäftspartner Schreyers war und dem Künstler bis 1890 sehr regelmäßig Arbeiten abnahm, vermerkte Schreyer nur einen Teil der verkauften Werke in seinem Verzeichnis. Dennoch gehört es mit insgesamt 29 Einträgen zu den vergleichsweise intensiv genutzten ‚Händler-Büchern‘. Wie oben angesprochen, erfasste Schreyer seine Werke darin in Zeichnung und Schrift, indem er mit Bleistift Wiederholungen der betreffenden Kompositionen anlegte und ober- und unterhalb dieser Skizzen das Jahr und den Monat des Verkaufs, einen beschreibenden Kurztitel und meist die Maße des jeweiligen Gemäldes vermerkte. Seine Kompositionen gab er hierbei mit raschem und sicherem Strich mal mehr, mal weniger vereinfacht wieder, führte seine Zeichnungen aber in aller Regel weit genug aus, um eine recht genaue Vorstellung des jeweiligen Gemäldes vermitteln zu können. Häufig notierter er zudem die jeweils dargestellte Witterung oder Tageszeit.
Das beschriebene Vorgehen ermöglichte es Schreyer einerseits, den Überblick über die abgegangenen Werke, die sich in Bezug auf ihren Bildinhalt und -aufbau häufig stark ähneln, zu behalten. Andererseits erleichterte es ihm, die verkauften Kompositionen später erinnern und ggf. für andere Kunden erneut verwenden oder variieren zu können (vgl. hierzu SG 3080, Bl. 12v und SG 3085, Bl. 2r).
Für eine vollständige Beschreibung des Skizzenbuches siehe unter "Forschung".