Über das Werk
In einem lichten Wald, am Rande eines Teiches, hat eine Bäuerin eine Kuh gemolken. Vielleicht abgelenkt durch den Bauern, der sich locker auf den Rücken des Tieres lehnt, hat sie nicht bemerkt, dass die Kuh den Melkeimer umgestoßen hat: Mit vorwurfsvoll ausgebreiteten Armen weist sie den Bauern auf die verschüttete Milch hin. Die Landschaftsszenerie hat der flämische Maler Lucas van Valckenborch minutiös wiedergegeben. Man erkennt einzelne Pflanzen, Eidechsen und Hasen im Vordergrund, während im Hintergrund ein Angler und ein von zwei Begleitern gestützter torkelnder Mann zu sehen sind.
Über die Erwerbung
1689 aus Glaubensgründen aus Frankreich geflüchtet, gelangte die Calvinistenfamilie Gontard in ihrer neuen Heimat Frankfurt bald zu Reichtum und Ehre: die Gontard wurden als „Reichsritter Edle von Gontard“ geadelt. Ihr Stadthaus Zum weißen Hirsch stand in der Nachbarschaft der Familien Goethe und Passavant im Großen Hirschgraben. Der Kaufmann und Kunstsammler Moritz von Gontard (1826 – 1886) war lange Zeit bis zu seinem Tode Vorsitzender der fünfköpfigen Administration des Städelschen Kunstinstituts. Gontard beschenkte das Museum zwei Mal: einmal zur Eröffnung des 1878 fertig gestellten Neubaues am Schaumainkai, die er zum Anlass nahm, Lucas Cranachs Venus zu übergeben. Acht Jahre später verstarb Moritz von Gontard und hinterließ dem Städel sein Bildervermächtnis. Die Amtspresse Preußens bestätigte am 28. April 1887 die Erlaubnis zur Annahme desselben: „Der Administration des Städelschen Kunst-Instituts zu Frankfurt a. Main ist zur Annahme der diesem Institut von dem daselbst verstorbenen Kaufmann Friedrich Moritz Gontard letztwillig vermachten 33 Gemälde im ungefähren Gesammtwerthe von 103 000 ℳ die landesherrliche Genehmigung ertheilt worden.“ In diesem Konvolut befanden sich vor allem Werke holländischer und flämischer Barockmalerei.