Über das Werk
Auf Holbeins radikales Gemälde „Der tote Christus im Grab“ von 1521/22 (Kunstmuseum Basel) griffen im späten 19. Jahrhundert auch Kollwitz’ ehemaliger Lehrer Karl Stauffer-Bern (vgl. Inv. 60012) und Max Klinger (vgl. Inv. 62412) zurück – allerdings unter Aufgabe der ursprünglich religiösen Bedeutung. Bei Kollwitz wird der Leichnam Christi zum Symbol des geschundenen Proletariats. Links und rechts davon thematisierte sie Suizid und Prostitution: häufige Folgen der sozialen Not der arbeitenden Unterschicht im deutschen Kaiserreich. Die allegorische Gestalt mit Schwert, die sich über den Leichnam beugt, verweist auf die in den 1880er-Jahren erwartete sozialdemokratische Revolution.
Über die Erwerbung
Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg begann der Frankfurter Kunstkenner und Bibliophile Helmut Goedeckemeyer (1898–1983) eine der größten Privatsammlungen zur Druckgrafik von Käthe Kollwitz aufzubauen. Ergänzend erwarb er französische und deutsche Grafik des ausgehenden 19. Jahrhunderts, illustrierte Bücher von Max Slevogt oder Alfred Kubin sowie Kleinplastik von unter anderem Aristide Maillol. Im Ganzen umfasste die Sammlung mehr als 5.000 Werke. Dem Städel Museum war Goedeckemeyer seit den 1920er-Jahren eng verbunden. Ab 1959 war er mit seiner Frau Hedwig Mitglied im Städelschen Museums-Verein. Die Stadt Frankfurt erwarb 1964 die Kollwitz-Sammlung für die Städtische Galerie. Schenkungen an die Graphische Sammlung ergänzte 1970 die Übergabe von Honoré Daumiers „Ratapoil“ (Inv.-Nr. St.P391).