Bartolomeo Venetos Schaffen ist durch eine Reihe von signierten und datierten Gemälden dokumentiert; gesicherte archivalische Quellen, die über sein Leben nähere Auskunft geben könnten, gibt es dagegen nicht. Das früheste seiner erhaltenen, inschriftlich beglaubigten Bilder ist eine Madonnendarstellung, die auf den 9. April 1502 datiert und mit „bartolamio mezo venizian e mezo cremonexe" bezeichnet ist. Das aus einer venezianischen Sammlung stammende Gemälde wurde am 9. Dezember 1959 in London bei Sotheby's versteigert; sein Verbleib ist unbekannt. Die Formulierung der Inschrift auf diesem Madonnenbild könnte auf eine mögliche Herkunft des Malers aus Cremona hindeuten. Bei einem seiner nächsten signierten und datierten Bilder, der 1506 entstandenen Beschneidung Christi im Louvre, schrieb der Maler seinen Namen in der von nun an überwiegend gebrauchten Form: „bartholomeus da venetia". Beide genannten Werke Bartolomeos orientieren sich bei der Darstellung der Madonna an einer im Bellini-Kreis entwickelten Bilderfindung. Tatsächlich bezeichnete sich der Maler in der Inschrift einer weiteren, auf den 7. April 150(9?) datierten Madonnentafel als Schüler des Gentile Bellini (das Bild befand sich ehemals in der Bologneser Sammlung Ercolani und ist vermutlich mit dem im Musée Fesch in Ajaccio befindlichen identisch).
Im Bellini-Kreis dürfte Bartolomeo Veneto erstmals mit deutscher Kunst, insbesondere mit der Albrecht Dürers, in Berührung gekommen sein, die seine eigene Ausdrucksweise fortan mitbestimmen sollte. Neben allgemeinen stilistischen Anleihen ist gelegentlich auch im Detail die Verwendung druckgraphischer Vorlagen Dürers oder Lucas van Leydens nachweisbar. Die auf A. Venturi zurückgehende Vorstellung, der Künsder sei zwischen 1505 und 1508 am Hof der Lucrezia Borgia in Ferrara tätig gewesen, scheint nicht zuzutreffen, wird ein Künstler dieses Namens dort doch bereits im Jahre 1473 urkundlich erwähnt (vgl. L. Pagnotta 1993, 1997). Spätestens zu Ende des zweiten Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts scheint der Maler Venedig verlassen und an verschiedenen Orten Oberitaliens, u. a. in Brescia und Mailand, gearbeitet zu haben, wobei ihn der Kontakt mit Werken von Leonardo da Vinci, Lorenzo Lotto und Andrea Previtali, später auch von Moretto und Giovanni Girolamo Savoldo, in seinem eigenen Schaffen nachhaltig beeinflusste. Ob Bartolomeo Veneto mit einem 1531 in Turin verstorbenen Maler gleichen Namens identisch ist, bleibt ungewiss.