Giorgione kann mit Fug und Recht als der Gründervater der venezianischen Malerei des 16. Jahrhunderts bezeichnet werden, auch wenn sein Leben und Werk von zahlreichen Rätseln umgeben ist. Der im venezianischen Dialekt Zorzi genannte Künstler dürfte um 1477/78 in Castelfranco Veneto zur Welt gekommen sein. Erstmals urkundlich fassbar wird er zwischen August 1507 und Januar 1508, als er ein Gemälde für die Sala dell'Udienza des Dogenpalastes lieferte, das jedoch bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts untergegangen ist. Im Dezember 1508 wurde Giorgione für seine Außenbemalung des Fondaco de' Tedeschi, der Niederlassung der deutschen Kaufleute in Venedig, bezahlt, von der sich nur ein Fragment in der Ca' d'Oro erhalten hat, ferner Beschreibungen und späte Stiche nach einzelnen Figuren. Im Oktober 1510 forderte Isabella d'Este, die Markgräfin von Mantua, ihren Agenten in Venedig auf, ein Nachtstück Giorgiones („una nocte") für sie zu erwerben. Ihr Vertrauter antwortete ihr, der Künstler sei kürzlich an der Pest gestorben und es seien keine Werke, auch keines der beiden ihm bekannten Nachtstücke, verkäuflich.
Keines der Gemälde, die Giorgione zugeschrieben werden, ist signiert oder datiert, keines ist mit einem der in den Urkunden erwähnten Werke zu identifizieren. Nur zwei tragen rückseitige Datierungen und Inschriften von anderer Hand, die sie als Werk Giorgiones bezeichnen: die sogenannte „Laura" im Wiener Kunsthistorischen Museum (1506) und das Bildnis eines Mannes im San Diego Museum of Art (1506 oder 1510}. Die Zuschreibungen erhaltener Bilder an Giorgione stützen sich vor allem auf venezianische Quellen des 16. Jahrhunderts, die indes alle erst nach Giorgiones Tod entstanden sind. Auf diese Weise sind u. a. das „Gewitter" in der Accademia in Venedig, der Junge mit dem Pfeil und die „Drei Philosophen" im Kunsthistorischen Museum in Wien für den Maler gesichert, eine Reihe weiterer, wie die Schlafende Venus in Dresden oder das Braunschweiger Fragment des David mit dem Haupt des Goliath, mit großer Wahrscheinlichkeit für ihn in Anspruch zu nehmen. Dabei zeigt aber bereits der Umstand, dass diese frühen Quellen die „Drei Philosophen" und die Dresdener Venus als unvollendete Werke bezeichnen, die von Sebastiano del Piombo bzw. von Tizian fertiggestellt worden seien, die Schwierigkeiten bei der Erfassung der handschriftlichen Eigenheiten Giorgiones im Vergleich zu seinen jüngeren Zeitgenossen, die z. T. in seiner Werkstatt gearbeitet haben. Der Mangel an datierten oder durch äußere Anhaltspunkte sicher datierbarer Werke des Künstlers macht zudem die chronologische Ordnung seines Œuvres höchst problematisch.
Giorgione revolutionierte in den nur knapp 15 Jahren seiner Tätigkeit die venezianische Malerei. Anders als die ältere Künstlergeneration um Giovanni Bellini verzichtete Giorgione Vasari zufolge auf vorbereitende Zeichnungen, sondern gestaltete seine Bildmotive in Farbe direkt auf dem häufig textilen Bildträger, wobei er eine offene Pinselführung und pastose Höhungen einsetzte. Entsprechend häufig finden sich radikale Veränderungen während des Entstehungsprozesses seiner Bilder. Neben seiner Tätigkeit als Freskant spezialisierte sich Giorgione auf kleinformatige Gemälde, die er für kunstsinnige Sammler schuf, die mit den vielfach mythologischen oder literarischen Vorlagen vertraut gewesen sein dürften. Die inhaltliche Deutung bleibt bis heute gelegentlich unklar, setzte Giorgione offenkundig eher auf eine poetische Stimmung seiner Darstellungen als auf klare Ablesbarkeit des ins Bild gesetzten Geschehens.