Nach einem Studium der Malerei von 1903 bis 1905 absolvierte Erna Lendvai-Dircksen eine Fotografieausbildung am Berliner Lette-Verein. In Dresden eröffnete sie 1913 ein Atelier, in dem sie prominente Persönlichkeiten wie Ricarda Huch, Käthe Kollwitz und Mary Wigman fotografierte. 1924 wurde sie in die Gesellschaft Deutscher Lichtbildner (G.D.L.) berufen.
Sie nahm 1926 an der Deutschen Photographischen Ausstellung in Frankfurt am Main teil. Ab 1929 fertigte sie nahsichtige, pathetische Porträtserien von Bevölkerungsgruppen an, die sie in den von ihr herausgegebenen Bildbänden Das deutsche Volksgesicht (1930) und Das germanische Volksgesicht (1942) veröffentlichte. Damit stieg sie zur erfolgreichsten Fotografin in der Zeit des Nationalsozialismus auf. Lendvai-Dircksen forderte eine Rückbesinnung auf das Handwerk der Fotografie durch einfache, aber dramatisch inszenierte Gestaltungsweisen deutsch-nationaler Themen. 1937 dokumentierte sie im Auftrag der NSDAP den Autobahnbau. 1945 wurde ihr Atelier in Berlin durch die Angriffe der Alliierten zerstört. In den Folgejahren widmete sie sich Landschaftsstudien und veröffentlichte 1961 weitere Porträtserien in dem Bildband Ein deutsches Menschenbild.