Über das Werk
Die Fotografin Erna Lendvai-Dircksen erlangte durch ihre 1929 begonnene Langzeitarbeit an nahsichtigen,
pathetischen Porträtserien unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen Bekanntheit. Ihre Veröffentlichungen
von Bildbänden wie Das deutsche Volksgesicht (1930) oder Das germanische Volksgesicht (1942) dienten der nationalsozialistischen Rassenpropaganda. Lendvai- Dircksen forderte in Vorträgen und Veröffentlichungen eine
Rückbesinnung auf das Handwerk der Fotografie durch einfache, aber inszenatorisch umso dramatischere Gestaltungsweisen sowie eine Konzentration auf deutschnationale Themen. In der Nachkriegszeit führte sie ihre Arbeit fort und publizierte 1961 in dem Band Ein deutsches Menschenbild weitere Porträtserien mit einem
zurückgenommenen nationalsozialistischen Sprachgebrauch. Lendvai-Dircksens Nähe zur Rassenideologie der Nationalsozialisten erfordert eine kritische Auseinandersetzung mit ihrem fotografischen Werk, das bislang noch nicht umfassend aufgearbeitet wurde.