Der ältere Bruder des bekannten Zeichners und Graphikers J. M. Moreau führte ein verhältnismäßig unauffälliges Leben und erregte dementsprechend wenig Aufsehen. Aus heutiger Sicht erweist er sich jedoch als einer der begabtesten französischen Landschaftsmaler seiner Zeit. Der Generationsgenosse Hubert Robert hat jedoch eine ganz andere Richtung eingeschlagen, die unmittelbar zur Kunst eines J.B. Corot führte.
L. G. Moreau war seit 1760 als Schüler des Pariser Ruinen-und Architekturmalers De Machy zunächst in diesem Fach ausgebildet und daraufhin 1764 in die Académie de Saint-Luc aufgenommen worden. Seine künstlerische Laufbahn ist für die damaligen Maßstäbe unkonventionell, weil er nie nach Italien reiste und auch nicht Mitglied der Pariser Akademie wurde. Dies hinderte ihn jedoch nicht, nach der Revolution zwischen 1795 und 1804 regelmäßig im Salon auszustellen.
Immer ausschließlicher wurde die reine Landschaft Moreaus Thema; sei es in der Form verwunschener Parks, ländlicher Gegenden in der Nähe von Paris und der Ile de France oder verlassener Anwesen. Gegenüber der nostalgischen Szenerie von Hubert Roberts Ruinen benutzte L. G. Moreau zwar ein gewisses Maß an Verfremdung und erzielte Stimmungen der Verzauberung und Beschaulichkeit. Jedoch galt sein Hauptinteresse der ursprünglichen Natur, der sich die Menschen und ihre Gebäude unterordnen.
Er malte, zeichnete und radierte; zu seinen besten Leistungen gelangte L. G. Moreau jedoch mit der Gouache oder ihrer Verbindung mit dem Aquarell. Diese Mischtechnik erlaubte ihm die Unbestimmtheit (vaguezza) ebenso wie die beschreibende Präzision im Detail. Mit ihr erreichte er auch durch differenzierte Schattierungen die Wirkung von jenem milden Licht, das seinen Landschaften naturalistische Nähe und Idealität zugleich gibt.