Der junge Kunststudent Paul Sérusier steht im Zentrum der Künstlergruppierung Nabis, die sich 1888 in Paris bildet. Ihr selbstgewählter Name geht auf das hebräische Wort für Prophet zurück und soll die ganzheitliche, reformatorische und spirituelle Kunstrichtung der Mitglieder unterstreichen. Tief beeindruckt von seiner Begegnung mit dem älteren Maler Paul Gauguin im bretonischen Pont-Aven begeistert Sérusier seine Mitstudenten an der privaten Pariser Académie Julian, darunter Pierre Bonnard und Maurice Denis, für Gauguins synthetistischen Grundsatz. Kunst soll in einer Synthese aus Wahrnehmung und symbolischer Bedeutung Naturerfahrungen oder Empfindungen intensiviert spiegeln und dabei über die bloße Wiedergabe der Außenwelt hinausgehen. Dahingehend erforschen die Mitglieder der Nabis, zu denen auch Édouard Vuillard, Félix Vallotton und Aristide Maillol zählen, Kunst als Ausdrucksmöglichkeit. Sie gehen dabei von der engen Verbindung zwischen Form und Emotion aus. In Anlehnung an symbolistische Farb- und Formensprache, verbannen die Nabis die Linearperspektive aus ihren Werken, vermeiden Tiefenillusion und lösen sich von der Vorstellung einer illusionistischen Körpermodellierung. Japanische Holzschnitte stellen für ihren flächigen und linear geprägten Stil eine wichtige Inspirationsquelle dar. Anklänge der Art Nouveau finden sich in den dekorativen und abstrahierenden Elementen ihrer Bilder, deren Motive sich häufig um eine ebenso freizügige wie ursprüngliche Nacktheit drehen. Der ganzheitliche Anspruch der Nabis-Kunst kommt in ihren verschiedenen Medien zum Ausdruck, die nicht nur Malerei und Bildhauerei, sondern auch Lithografie, Buchillustration, Plakatentwurf, Bühnenbildgestaltung sowie Textil- und Möbeldesign umfassen.