1960 gründet der Kunstkritiker Pierre Restany in Paris die Nouveaux Réalistes. Sie grenzen sich von der abstrakten Kunst des Informel ab und suchen Anleihen im Readymade oder Dada. Die Künstlergruppe, zu deren Gründungsmitgliedern Daniel Spoerri, Arman, Yves Klein, Jean Tinguely, François Dufrêne, Raymond Hains, Martin Raysse und Jacques Villeglé gehören, lehnt eine Kunst ab, die sich gänzlich von der sichtbaren Welt und der Lebenswirklichkeit gelöst hat. Stattdessen sollen ihre Arbeiten auf vielfältige Weise auf die gegenständliche Welt und die Wirklichkeit der Industriegesellschaft Bezug nehmen. Diesen Anspruch formulieren drei Manifeste, während auch Künstler wie Niki de Saint-Phalle oder César der Bewegung beitreten. Aspekte und Materialien der Warenwelt und Alltagskultur, wie Plakatabrisse, Abfallmaterialien und Gebrauchsgegenstände, binden die Künstler des Nouveau Réalisme in ihre Werke ein. Sie reagieren damit auf die aufkommende Konsumkultur und deren Folgen. Im Sinne von Restany wird dabei die Realität selbst als Gestalterin betrachtet. Die Mitglieder wollen die Beziehung zwischen Kunst und Leben neu definieren und sich mit ihren Arbeiten so weit wie möglich der gesellschaftlichen Wirklichkeit annähern. Eine bevorzugte Technik der Gruppe, insbesondere von Künstlern wie Arman und Spoerri, ist das Anhäufen von Alltagsgegenständen und Abfällen. Die Werke des Nouveau Réalisme sind in ihrer Ausdruckform sehr unterschiedlich und reichen von den monochromen Bildern Yves Kleins bis hin zu den komplexen Kunstmaschinen aus Schrott und alten Motoren von Jean Tinguely.