Obwohl er zu Lebzeiten offensichtlich hohes Ansehen besaß, sind nur wenige biographische Daten von diesem Künstler überliefert. Als Sohn eines französischen Malers aus Edinburgh gebürtig, ist François Quesnel 1572 zum ersten Mal in Diensten des französischen Hofes erwähnt, als er anlässlich des feierlichen Einzugs von Karl IX. und Elisabeth von Österreich in Paris Gedenkmünzen entwarf. - Ein Hinweis auf sein Alter von 64 Jahren auf einem 1609 gestochenen Porträt im Zusammenhang eines Pariser Stadtplans lässt sein Geburtsjahr um 1545 annehmen. Das bedeutet, seine künstlerische Tätigkeit korrespondierte zeitlich mit den aufeinanderfolgenden Regierungen der Könige Karl IX., Heinrich III. und Heinrich IV.
Gezeichnete Bildnisse, die neben einigen Gemälden den Hauptanteil von François Quesnels Werk ausmachen, erfreuten sich in Frankreich seit Jean und François Clouet größter Beliebtheit und wurden so zu einem wichtigen Bereich der französischen Kunst des 16. Jahrhunderts. Gerade zur Zeit Heinrichs III. fand die Porträtzeichnung weitere Verbreitung, und nicht nur Hof und Adel, sondern auch das gebildete Stadtbürgertum ließ sich in gleicher Form darstellen. Man betrachtete diese Blätter sowohl als historische Dokumente wie als eigenständige Kunstwerke und bewahrte sie in Alben auf. Die Brüder François und Nicolas Quesnel galten damals neben den Dumoustier als die begabtesten Vertreter dieses Fachs. Der größte überlieferte Bestand ihrer Arbeiten findet sich heute im Cabinet des Estampes der Bibliothèque Nationale.
