Über das Werk
Jede Zeichnung wird von Gerhard Richter mit einer Datierung versehen, wodurch sein zeichnerisches Werk einen tagebuchähnlichen Charakter erhält. Die Entstehung dieser beiden Zeichnungen am 2. November 1989 und 24. April 1990 fällt mitten in die Zeit der friedlichen Revolution in der DDR und der deutschen Wiedervereinigung. Etwas von der damaligen Aufbruchsstimmung ist offenbar in diese Arbeiten eingeflossen. „Das hat mich selbst schon erstaunt, daß diese kleinen Skizzen, die ich vor vielen Jahren schuf, soviel erzählten, obwohl man nichts in ihnen zu lesen weiß, daß sie jedoch die Stimmung, in der man war, so genau und präzis wiedergeben“ [1], erinnerte sich der Künstler 1999.
[1] Gerhard Richter, 7.5.1999, zit. n. Birgit Pelzer: ‚Linien, die sich dem Blick entziehen‘, in: Dieter Schwarz: Gerhard Richter: Zeichnungen 1964–1999.
Werkverzeichnis, Düsseldorf 1999, S. 163–178, hier S. 167.