Über das Werk
In weiten Teilen Sachsens, Thüringens, Süddeutschlands, in Tirol und der Schweiz kam es 1525, in der Zeit der Reformation, zu einer Vielzahl von Aufständen. Aus wirtschaftlicher und sozialer Not, aber auch aus religiösen Gründen begehrte die Landbevölkerung gegen den Adel auf. Kollwitz schilderte diesen ‚Bauernkrieg‘ in ihrem gleichnamigen Zyklus als existenziellen Freiheitskampf – eine Lesart, die auch in sozialistischen Kreisen verbreitet war.
Ursachen, Verlauf und Zusammenbruch der Revolte inszenierte die Künstlerin in sieben Radierungen. Trotz unterschiedlicher Formate und Druckfarben sind die einzelnen Blätter eng aufeinander bezogen: auf eher ruhige Kompositionen folgen dramatische, auf ansteigende Bewegungsmomente abfallende. Die Menschen gab Kollwitz hierbei in ausdrucksintensiver Körpersprache wieder; sie verklemmte sie in die Waagerechte oder staffelte sie in die Höhe. Reiche Texturen von Schmirgel, Stoff- oder Papierdurchdruck liefern einen abstrakt-räumlichen Hintergrund, der den Realismus der einzelnen Szenen raffiniert unterläuft.
1908, nach sieben Jahren, war der Zyklus vollendet. Entstanden war eine komplexe, technisch herausragende druckgrafische Folge mit dem Anspruch einer Historie. Sie begründet Kollwitz’ Erfolg als Grafikerin bis heute.