Entwurf zu einem Triptychon mit Szenen aus dem Nibelungenlied, Carl Philipp Fohr
Carl Philipp Fohr
Entwurf zu einem Triptychon mit Szenen aus dem Nibelungenlied
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Teil desselben Werkprozesses

Carl Philipp Fohr: Aktstudien zu Siegfried und Hagen, 1818, Bleistift auf starkem Büttenpapier, 441 x 295-297 mm. Inv. Nr. GS o/3117, Landesmuseum, Mainz (Märker 2015.527.Z.725)

Carl Philipp Fohr

Entwurf zu einem Triptychon mit Szenen aus dem Nibelungenlied, 1818


Blatt
384 x 477 mm
Material und Technik
Feder und Pinsel in Grau über Bleistift, grau laviert, quadriert mit Bleistift, auf geripptem Büttenpapier
Inventarnummer
212
Objektnummer
212 Z
Erwerbung
Erworben 1861 als Vermächtnis von Johann David Passavant
Status
Kann im Studiensaal der Graphischen Sammlung vorgelegt werden (besondere Öffnungszeiten)

Texte

Über das Werk

Karl Philipp Fohr war ein ebenso talentierter wie unabhängiger Zeichner seiner Generation. Präzise Beobachtung und subjektive Auffassungsgabe bestimmen seine zahlreichen Naturstudien und Darstellungen südlicher Landschaft, aber auch seine Bildnisse und Interpretationen literarischer Vorlagen.

Sein Entwurf zu einem Nibelungen-Triptychon schildert im Mittelfeld den Abschied Kriemhilds vom Leichnam Siegfrieds. Die seitlichen Szenen zeigen links die Ermordung des Helden und rechts Dietrich von Bern mit dem gefesselten Täter Hagen vor der thronenden Kriemhild. Die Darstellung der stillen Trauer um den geliebten Siegfried zwischen vorhergehender Arglist und folgender Rachsucht setzte Fohr hinter eine rahmende Scheinarchitektur. Sie erinnert an das gotische Maßwerk venezianischer Palazzi, die der Student 1815 gesehen haben mag, als er von München aus auf den Spuren Dürers bis nach Venedig gereist war. Die Durchlässigkeit der Konstruktion schafft eine zurückhaltende Trennung der unterschiedlichen Handlungen und eine schmückende Betonung seiner poetisch märchenhaften Inszenierung.

Der Stoff des 1755 in Hohenems aufgetauchten Nibelungenliedes wurde im Zusammenhang der 1813 bis 1815 gegen Napoleon gerichteten Freiheitskriege von der patriotisch gestimmten Jugend begeistert aufgenommen. Der junge Fohr erhielt zu dieser Zeit durch seinen Mentor, den Historiker Philipp Dieffenbach in Darmstadt, Kenntnis von altdeutschen Dichtungen wie dem Nibelungenlied. Später, im Kreis der Heidelberger Studenten, wurde das deutsche Heldenepos gelesen, aber erst in Rom, fern der Heimat, schlug sich das Interesse in seiner Kunst nieder. Als Fohr dort im Herbst 1816 eintraf, begegnete er Peter Cornelius, der an großen Zeichnungen zum Nibelungenlied arbeitete, die 1817, ein Jahr nach dem Faust-Zyklus, als druckgraphische Folge erschienen. Sowohl die architektonische Rahmung im Titelblatt als auch die altdeutsche, von Dürers Kupferstichen abgeleitete Linienmanier und das Pathos des Nazareners unterscheiden sich wesentlich von der romantischen Auffassung des Jüngeren, seinem zeichnerischen Duktus und der spontan wirkenden Lavierung, die Figur und Raum malerisch zusammenbindet.

Der plötzliche, frühe Tod Karl Philipp Fohrs, er ertrank im Sommer 1818 im Tiber, ließ manches seiner Projekte unvollendet. Während seine ins Städel gelangten Entwürfe für ein Gruppenbild der deutschen Künstler im Café Greco einen geplanten Kupferstich vorbereiteten, bleibt nur zu vermuten, welchem Ziel der Entwurf zum Nibelungen-Triptychon dienen sollte. Die Quadrierung deutet auf eine wesentlich größere Ausführung hin, spricht für ein Gemälde, ein Transparent oder gar für ein Wandbild.

Über die Erwerbung

Johann David Passavants (1787 – 1861) Lebenslauf war ungewöhnlich. Zunächst in Frankfurt zum Kaufmann ausgebildet, entwickelte er sich ab 1817 zu einem nazarenischen Maler und wurde schließlich zum Mitbegründer einer wissenschaftlich orientierten Kunstgeschichte. Sein 1839 erschienenes Werk Rafael von Urbino und sein Vater Giovanni Santi gilt als einer der Grundpfeiler der Kunstforschung. Gewidmet hatte es der Autor der „hochwohllöblichen Administration“ des Städels, die das Forschungsunternehmen wie die Drucklegung unterstützt hatten. Dem Institut war er schon lange eng verbunden, bereits seit 1817 beriet er das Haus bezüglich der Kunstankäufe. 1840 schließlich trat Passavant die Stelle des Galerie-Inspektors am Städelschen Kunstinstitut an. Der Künstler und Kunstwissenschaflter legte auch selbst eine kleine private Sammlung an. Bereits zu Lebzeiten vermachte er dem Städel einzelne Kunstwerke, mit seinem Vermächtnis 1861 folgten weitere Objekte.

Werkdaten

Werkinhalt

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Letzte Aktualisierung

06.11.2024