Über das Werk
Besonders auffällig sind bei den 1919 entstandenen Bildnissen von Schmidt-Rottluffs Ehefrau, der Fotografin Emmy Leonie Frisch, genannt Emy (1884–1975), die je unterschiedlich ausgebildeten Augen. Dieses Motiv findet sich in Schmidt-Rottluffs Schaffen immer wieder. Stets ist eines der beiden Augen fast geschlossen, das andere zeichenhaft aufgerissen. Es liegt nahe, in diesen zweierlei Augen – wie die zeitgenössische Kritik – meditative Versenkung und Sehertum zu sehen, also den Blick nach innen und nach außen. Gleichzeitig klingt in diesem Motiv ein grundsätzlicher, existentieller Dualismus an: Licht und Dunkel, Tag und Nacht, Leben und Tod, Vergangenheit und Zukunft.
Über die Erwerbung
Der Frankfurter Chemiker und Industrielle Carl Hagemann (1867–1940) trug ab 1900 eine der wichtigsten Privatsammlungen moderner Kunst zusammen. Sie umfasste zahlreiche Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken, insbesondere von Künstlern der „Brücke“. Während des Zweiten Weltkriegs ermöglichte der damalige Städel-Direktor Ernst Holzinger den Erben des bei einem Unfall verstorbenen Carl Hagemann, die Sammlung gemeinsam mit dem Museumsbestand zu evakuieren. Zum Dank hierfür übereignete die Familie 1948 nahezu alle Papierarbeiten dem Städel Museum. Weitere Schenkungen und Dauerleihgaben, aber auch Ankäufe von Gemälden und Aquarellen aus dem Nachlass Hagemann halfen, die Verluste zu kompensieren, die das Museum 1937 im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ erlitten hatte. Die Sammlung Hagemann bildet heute den Kern der Expressionismus-Sammlung im Städel Museum.